Vortrag von Armin H. Flesch (Frankfurt)
27. Januar 2020
Wilhelm v. Oranien Schule, Raum 1002 - 19.00 Uhr
Jahnstraße 1, Dillenburg
Vom Umgang heutiger Eigentümer mittelständischer Familienunternehmen mit der NS-Vergangenheit ihrer Firmen und Familien
Erinnern und Wahrhaftigkeit sind von zentraler Bedeutung in einer Zeit, in der antisemitische Ressentiments zunehmen und bei Meinungsumfragen mehr als 50 % der Befragten mit dem Begriff Auschwitz nichts anzufangen wissen. Zum Erinnern an die Zeit des Nationalsozialismus gehört auch ein wenig beachtetes, aber bis heute wirksames Ereignis: Die „Arisierung“ genannte Enteignung der deutschen und europäischen Juden.
100 Jahre Familientradition?
Den Anfang machte eine E-Mail vom 20. Juni 2014, Adressat war der Frankfurter Journalist Armin H. Flesch. Geschrieben hatte ihm der Enkel eines jüdischen Unternehmers, dessen Firma Mitte der Dreißigerjahre arisiert worden war. 80 Jahre später behaupteten die Nachkommen des einstigen Ariseurs wahrheitswidrig, ihr Unternehmen blicke auf „100 Jahre Familientradition“ zurück. Diese Geschichte hätte lediglich einen nicht zu langen Zeitungsartikel ergeben sollen, doch die Suche nach alten Unterlagen führte zu weiteren, teils spektakulären Arisierungsfällen wie jenem der Lahnsteiner Fabrik und heutigen Firmenzentrale eines großen mittelständischen Chemieunternehmens.
Wie verhalten sich die heutigen Eigentümer?
Archivrecherchen in 16 in- und 5 ausländischen Archiven sowie zahlreiche Interviews mit Nachkommen von Opfern und Tätern der Arisierung lösten eine Beschäftigung des Frankfurter Journalisten mit dem Thema aus, die bis heute fortdauert:
• Wer profitierte vom legalisierten Raub und Mord an den Juden?
• Wie verhalten sich die heutigen Eigentümer arisierter mittelständischer Familienunternehmen zur NS-Vergangenheit ihrer Firma und Familie?
• Welche Bedeutung hat die Arisierung für das Verständnis des Holocaust und der deutschen Gesellschaft vor und nach 1945?
• Welche konkreten Auswirkungen hat die Arisierung bis heute?
Auf diese Fragen sucht Armin H. Flesch mit seiner Arbeit Antworten. Inzwischen sind mehrere Zeitungsartikel von ihm zum Thema erschienen. Derzeit arbeitet er an einem Buch und hält bundesweit Vorträge.
In Kooperation mit der Wilhelm von Oranien Schule Dillenburg.