Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dillenburg e.V.
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Vortrag von Prof. Dr. Wolfram Pyta (Universität Stuttgart)
Atrium der Wilhelm von Oranien Schule - 19.00 Uhr
Jahnstraße 1, Dillenburg
Paul von Hindenburg (1847 – 1934) gelang eine der außergewöhnlichsten politischen Karrieren in Deutschland : Der militärische Ruheständler stieg nach seiner Reaktivierung zur militärischen Heldengestalt nach dem Sieg von Tannenberg im August 1914 auf. Vor allen Dingen aber war Hindenburg der erste Militär in der modernen deutschen Geschichte, der aus seiner ihm zugeschriebenen militärischen Leistung genuin politische Herrschaftsansprüche ableitete und auf diese Weise auch den Kaiser im Laufe des Weltkriegs politisch in den Schatten stellte.
In der Weimarer Republik verharrte Hindenburg nicht im Ruhestand, sondern brannte förmlich darauf, sein intaktes symbolisches Kapital einzusetzen, um das höchste Staatsamt der Republik – das Amt des Reichspräsidenten – auf dem Wege einer Volkswahl zu besetzen. Nach dem Erfolg bei der Reichspräsidentenwahl 1925 lotete Reichspräsident Hindenburg die Gestaltungsmöglichkeiten seines Amtes aus, um ab 1930 die Weichen für eine Entparlamentarisierung der Republik zu stellen.
In diesem Kontext fällte Hindenburg eine verhängnisvolle Entscheidung, bei der er Entscheidungsfreiheit genoss und die auch keineswegs alternativlos war: die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933. Der Vortrag verdeutlicht, dass diese politische Weichenstellung einem klaren politischen Kalkül des Entscheiders Hindenburg folgte.
| Hintergrund: Anfang 2021 wurde im Ortsbeirat Dillenburg der Antrag eingebacht, die Hindenburgstraße umzubenennen. Einstimmig sprach am Ende der Ortsbeirat die Empfehlung an den Magistrat aus, das Thema in der kommenden Legislaturperiode aufzugreifen In diesem Kontext wurde auch vorgeschlagen, den Historiker Prof. Dr. Wolfram Pyta von der Universität Stuttgart zu einem Vortrag einzuladen. Diesen Vorschlag greifen wir in Kooperation mit dem Geschichtsverein Dillenburg e.V. mit diesem Vortragsangebot auf, damit die anstehende Diskussion auf der Grundlage von sachlicher Information und wissenschaftlicher Erkenntnis geführt werden kann. |
Prof. Dr. Wolfram Pyta leitet seit 1999 die Abteilung für Neuere Geschichte am Historischen Institut der Universität Stuttgart. Er ist Autor einer mehr als 1000 Seiten starken Studie über Hindenburg, die 2007 erschien und als Standartwerk gelten darf. Für diese Studie wurde er 2008 mit dem Landesforschungspreis für Grundlagenforschung des Landes Baden - Württemberg ausgezeichnet. 2015 erschien von ihm eine Studie über "Hitler. Der Künstler als Politiker und Feldherr".
In Kooperation mit der STADT DILLENBURG, der WILHELM-VON-ORANIEN SCHULE und dem GESCHICHTSVEREIN DILLENBURG e.V.